Das gepflegte kleine Museum in der Trägerschaft des Fördervereins „Heimatmuseum Esterau“ dokumentiert die bewegte Geschichte der über 1000 Jahre alten „Esterau“ („praedia astine“) mit dem Hauptort „Esten“ („astine“), dem heutigen Holzappel. Bereits 959 – vor über 1000 Jahren - urkundlich erwähnt, erlebte das Ländchen zwischen Lahn, Gelbach und Daubach im Jahre 1643 unter dem kaiserlichen Feldmarschall im 30-jährigen Krieg, Graf Peter Melander von Holzappel (1589-1648), die Erhebung zur „Freien Reichsgrafschaft Holzappel“. Nach dem Soldatentod Melanders vergrößerte seine Witwe und Erbin, Gräfin Agnes von Holzappel, ihren Besitz mit dem Erwerb der Herrschaft Schaumburg. Die Tochter Elisabeth Charlotte, die mit dem Fürsten Adolf von Nassau-Dillenburg vermählt war, erhob das Dorf Esten als „Fürstliche Frau Wittib von Nassau-Schaumburg“ im Jahre 1688 zur „Stadt Holzappel“. Zu den bleibenden Verdiensten der Regentin auf Schloss Schaumburg gehört die Aufnahme französischer Glaubensflüchtlinge (ab 1687) und die Gründung des nach ihr benannten Waldenser-Dorfes Charlottenberg (1699). Die Gebeine des Grafen von Holzappel und seiner fürstlichen Nachfahren ruhen in der „Melander-Gruft“ der evangelischen Johanneskirche unmittelbar neben dem Rathaus, die zusammen mit dem Museumsbesuch besichtigt werden kann.
Ein besonderer Schwerpunkt der historischen Dokumentationen des Esterau-Museums bildet die 200-jährige Bergbau-Tradition der „Grube Holzappel“, in der von 1751 bis 1952 vor allem Blei, Silber, Zink und Kupfer abgebaut wurden. Das Bergwerk in der Nähe der Siedlung Dörnberg-Hütte beschäftigte zusammen mit der Aufbereitung bei Laurenburg zeitweise bis zu 900 Mitarbeiter, darunter zahlreiche Gastarbeiter aus Österreich und Italien. Zur Bergbau-Abteilung gehört eine umfangreiche Mineralien-Sammlung. Angegliedert ist ein „Gruben-Lehrpfad“ über das ehemalige Betriebsgelände bei Dörnberg-Hütte mit insgesamt 15 Informationstafeln.
Ergänzt werden die Sammlungen durch Dokumente zur Geschichte der Kirchen und Schulen, historische Fotos aus dem Alltagsleben unserer Vorfahren, eine „Esterau-Stube“ mit der Wohnkultur um 1900 sowie eine kleine Spielzeug-Ausstellung. Eine Münzsammlung erinnert an die eigenen „Holzappeler Prägungen“ aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter der „Holzappeler Bergtaler“ von 1774 aus dem Silber der Grube.
Text und Bilder: Willi Schmiedel